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2010 09 02 Second Circuit Rules Drawing Case involving Fritz Grünbaum

The Second Circuit Court of Appeals ruled today in a case involving the Estate of Fritz Grunbaum.

Zweitinstanzliche Entscheidung Bakalar vs. Vavra (deutsch)

The Second Circuit concluded:

Grunbaum was arrested while attempting to flee from the Nazis. After his arrest, he never again had physical possession of any of his artwork, including the Drawing. The power of attorney, which he was forced to execute while in the Dachau concentration camp, divested him of his legal control over the Drawing. Such an involuntary divestiture of possession and legal control rendered any subsequent transfer void.

Fritz Grunbaum’s art collection made headlines when D.A. Robert Morgenthau seized Egon Schiele’s Dead City from the MoMA in New York City.   At the same time, Morgenthau seized Egon Schiele’s Portrait of Wally, which was also stolen.   Portrait of Wally was returned by Austria this summer.

The Grunbaum heirs are waiting on Austria to make a decision on whether or not to return Dead City and the other artworks stolen from Fritz Grunbaum that are now in the Albertina and Leopold Museums.   Austria has promised to issue a report soon, and then The Austrian Commission for Provenance Research is expected to rule.

Das Verfahren David Bakalar vs. Vavra und Fischer (GERMAN)

von Herbert Gruber

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Bakalar vs Fischer und Vavra (german only)

Die Provenienz des verfahrensrelevanten Kunstwerks wurde wie folgt dargelegt:

1.    Jane Kallir:  Catalogue Raisonné 1998

Nr. 1974

Seated Woman with Bent Left Leg (Torso), Sitzende mit angezogenem linken Bein (Torso) Gouache and black crayon. Signed and dated, lower center, (35.1 x 25.5 cm) [sight].

Provenienz:

Provenance: Gutekunst & Klipstein, Bern; Galerie St.Etienne, New York; Norman Granz; Galerie St. Etienne, New York; David Bakalar

Exhibitions:

Bern, 1956, no. 51. ill.; New York, 1957, no. 28, ill.; Boston, 1960, no. 63, ill.

Literature:

Kenyon Review, 1964, facing p. 616

2.    Gutekunst und Klipstein

Lager- und Ausstellungskatalog Nr. 57,

Ausstellung Egon Schiele

8. September bis 6. Oktober 1956

Nr. 51

Sitzende mit angezogenem linkem Bein. Schwarze Kreide u. Tempera. 35,1:25,2 cm. Sehr schöne farbige Zeichnung, Auf glattem Maschinenpapier. Voll signiert und « I917» datiert.

3.   Sotheby´s in London

Am 8.2.2005 wurde bei Sotheby´s in London das  Kunstwerk um GBP 400.000,00 versteigert. Die Provenienz wurde wie folgt dargelegt:

Fritz Grünbaum, Vienna (until 1941)

Elisabeth Grünbaum-Herzl, Vienna (widow of the above; until 1942; thence by descent)

Mathilde Lukcas – Herzl (sister of the above)

Gutekunst & Klipstein, Bern (on consignment from the above by 1956)

Galerie St. Etienne, New York

Norman Granz, New York[1]

Galerie St. Etienne, New York

Acquired from the above by the present owner

Am 10.2.2005 kontaktierte  der Anwalt der Erben nach Fritz Grünbaum, Dr. Gabriel Lansky Sotheby´s London und bezog sich auf eine Information der IKG Wien – Frau Erika Jakubovits – wonach das gegenständliche Werk der Sammlung von Fritz Grünbaum entstammt. Er forderte Sotheby´s auf das Kunstwerk einzufrieren bis zur Klärung der Eigentumsverhältnisse.

Der Käufer des Bildes wurde von Sotheby´s über diese Forderung informiert daraufhin trat er vom Kauf zurück.

Es gab Gespräche mit Repräsentanten von Sotheby´s und es waren weitere Termine vereinbart, als am  21.3.2005 der Besitzer des nunmehr nicht verkauften Bildes, Herr David Bakalar[2], Klage gegen die beiden Erben von Fritz Grünbaum am  United States District Court Southern District of New York zur Zahl 05 Civ. 3037 (WHP) einbrachte.

Die Klage lautete auf Feststellung seiner Eigentümerschaft und Schadenersatz in der Höhe von USD 650.000,–.

Da einer der Erben in New York wohnt, war die Klageerhebung in New York möglich.

Nachdem die Anwälte 7500 Dokumente ausgetauscht hatten, stellte das Gericht am 18.September 2008 die Eigentumsrechte von Herrn David Bakalar am gegenständlichen Bild fest.Die Klage auf Schadenersatz war von Bakalars Anwälten zurückgezogen worden.

Der Einzelrichter Hon. William H. Pauley III erachtete Schweizer Recht für seine Entscheidung maßgeblich, obwohldas Bild dem in Österreich lebenden und in Deutschland  ermordeten Fritz Grünbaum gehörte. Es war in Wien 1938 letztmalig nachweisbar, bevor es 1956 in der Schweiz an Otto Kallir veräußert wurde.

Der Einzelrichter Hon. William H. Pauley III erachtete Schweizer Recht für seine Entscheidung maßgeblich, obwohl

  1. das Bild dem in Österreich lebenden und in Deutschland  ermordeten Fritz Grünbaum gehörte. Es war in Wien 1938 letztmalig nachweisbar, bevor es 1956 in der Schweiz an Otto Kallir veräußert wurde.
  2. das Bild nach 1956 an in den USA durch Otto Kallir zweifach gehandelt und an Herrn David Bakalar verkauft wurde.
  3. Laut Aussage des Schweizer Galeristen Eberhard W. Kornfeld (Gutekunst & Klipstein) kauft er das Bild am 24.4.1956 von Mathilde Lukacs (damals Brüssel) und verkaufte es am 18. September 1956 an Otto Kallir.  Somit befand sich das Bild  knapp 5 Monate in der Schweiz.

Wesentlicher Grund zur Rüge der erstgerichtlichen Entscheidung war der Konflikt der Rechtssysteme von

  • Österreich
  • New York und der
  • Schweiz

sowie die Entscheidung des Gerichtes, ausschließlich Schweizer Recht zu Anwendung zu bringen.

Begründet wurde diese Entscheidung mit dem Umstand, dass der Verkauf des Bildes an den Otto Kallir in der Schweiz stattfand.

Korrekt wäre aber die Berücksichtigung

  • des Österreichischen Rechts für die erbrechtliche Situation nach Fritz Grünbaum
  • des Schweizer Rechts für den Ankauf des Bildes
  • des Rechts des Staates New York[3] für den Ankauf des Bildes durch Otto Kallir und dessen zweimalige Weiterveräußerung an Norman Granz und an David Bakalar.

Zum Stand des zweitinstanzlichen Verfahrens:

Stewart E. Eizenstat[4] und die IKG Wien traten dem zweitinstanzlichen Verfahren als Amicus Curiae[5] auf Seiten der Erben des Fritz Grünbaum bei.

Am 11.03.2009 korrigierte das Appelationsgericht eine Entscheidung der Erstinstanz, wonach eine Rechtsmeinung  der Wiener Anwältin der Grünbaum Erben, Dr. Kathrin Höfer, doch verfahrensrelevant zuzulassen ist.

Am 9.10.2009 fand eine mündliche Tagsatzung statt, in welcher vor allem der Konflikt der verschiedenen Gesetze und deren Konsequenzen diskutiert wurden. Stimmung und Inhalt  der Tagsatzung lassen sich aus nachfolgender Äußerung eines der drei Richter  ersehen:

JUSTICE KORMAN:

…….Perhaps that would be so if, in fact, there was a claim against a Swiss citizen. In other words, I’m not going to be prepared to quarrel if, if, if there was a claim against Kornfeld and  the action, you know, damages of replevin was brought against him, but  right now, no Swiss citizen, no Swiss business is at all implicated and what you have is, under my premise, stolen property being introduced into New York.


Aktuell kann keine Aussage darüber getroffen werden, wann  eine Entscheidung ergehen wird. Die zweite Instanz hat zur zeitlichen Abfolge ihrer Tätigkeit keinerlei Vorgaben.

Zusammenfassung:

Ein Verfahren wie dieses kann nur im Bundesstaat New York geführt werden, der  Verfahrensstand resultiert aus einer gescheiterten bzw. zurückgezogenen Klage auf Schadenersatz und der weiterhin aufrechten Gegenklagen der Erben, entsprechend dem Grundsatz in der US Verfahrensführung „Wer nicht klagt hat schon verloren“.

Das Appellationsgericht hat die Möglichkeit das Verfahren an die Erstinstanz zurück zu verweisen, dies meist mit verfahrensprägenden Verbesserungsaufträgen, oder es kann selbst eine Entscheidung fällen.


[1] Norman Granz (* 6. August 1918 in Los Angeles; † 22. November 2001 in Genf) war ein US-amerikanischer Jazz-Impresario und -produzent.

[2] David Bakalar,  Geboren 1931, Industrieller, Künstler und Kunstsammler, früherer Eigentümer der Firma Transition, der ehemaligen Nummer 2 am Weltmarkt der Transistorenhersteller, dies nach Texas Instruments, Transition hatte zur Hochblüte 10.000 Mitarbeiter. Im Jahre 1980 wurde Transition verkauft. Mit 62 startete David Bakalar eine Karriere als Bildhauer, mit 75 produzierte er seinen ersten Film.

[3] Das Recht des Staates New York kennt  eine Besonderheit,  nämlich dass ein Dieb in der Kette der Besitzer die Kette aller Besitzer bricht und ein gutgläubiger Erwerb nicht mehr erlangt werden kann.

Jedenfalls Mathilde Lukacs hat das Eigentum am Bild niemals rechtmäßig erworben.

[4] US Chefverhandler während der Administration Clinton  in Washington, welche als eines der Resultate das Allgemeine Entschädigungsfondsgesetz hatten

[5] Der Amicus ist v.a. jemand, der wesentliche fachliche Aspekte des Rechtsstreits und möglicher Entscheidungen hervorhebt. Er kann vertiefte Informationen und Sachkenntnis dem entscheidenden Gericht zur Verfügung stellen. Indes braucht er nicht völlig unabhängig zu sein, maßgeblich ist, nicht Partei zu sein. Amicus ist sogar häufig jemand, dessen Interessen indirekt durch den Rechtsstreit und die Entscheidung betroffen sein könnten. Es ist auch statthaft, eine Interessenseite oder einen Teilaspekt zuzuspitzen und pointiert vorzutragen. Gerade im Widerstreit und in der Gewichtung der Argumente erweist er dem Gericht einen „Freundschaftsdienst“. Im angelsächsischen Rechtssystem tritt der Amicus Curiae als eine Art parteiischer Sachverständiger auf, wie z. B. in den USA die Bürgerrechtsorganisation ACLU.

Watch the lecture by Raymond Dowd at Boston College Law School! Nazi Art Looting – Stolen Art in US Museums and How It Got There

Girl With Black Hair –  Stolen From Fritz Grunbaum, Now At Oberlin College

Here is a link to a lecture at the Boston College School of Law on April 22, 2010.  The URL is http://echo360.bc.edu:8080/ess/echo/presentation/20714145-29f6-4eb8-b72e-aadd6e794ad1.

Assoc. Dean Filippa Anzalone and her terrific Art Law students gave Raymond Dowd  a great welcome and asked lots of tough questions.  Dean Anzalone wrotea lovely letter and kindly gave permission to reprint:

Dear Ray:

Thank you again for your wonderful presentation for the Art Law Seminar on April 22nd. The students and other attendees were literally on the edge of their seats as they listened to your lawyerly and thorough discussion. Your excellent lecture, coupled with your slides made the presentation on Bakalar v. Vavra and Egon Schiele’s Dead City: Stolen art from Europe (1933-1945) in American museums and how it got there one of the most memorable classes of the semester. In fact, we discussed your presentation at the following week’s class and it was difficult to turn the discussion back to the topic scheduled for that week!

The thoroughness with which you presented the diabolically methodical process that the Third Reich used to despoil Jews of their property kept the class riveted during your lecture. The horror of the Nazi art looting came to life for the audience as you presented the evidentiary issues and the legal problems associated with restitution litigation for holocaust victims and families.

Since your presentation, many of the attendees have contacted me and commented on how astonished they were after your lecture. It is chilling to realize how methodical and relentless the Third Reich was in their pillaging operations. The cold, non-violent theft of Jewish property, including land, art and household objects, and even life insurance policies , by the Nazis is harrowing to say the least. Many of the attendees have told me that they appreciated understanding the issues of the Nazi thefts from your very carefully articulated legal perspective.

Your program was a real success; superseded only by your generosity of time and energy. We thank you for the printed copies of your slides, and your great kindness in talking with students and answering questions. We want you to know how very much your work was appreciated by me, my class, and the Boston College Law community. Thank you so much, Ray. May your good work continue and prosper.

Peace,

Filippa Marullo Anzalone
Professor of Law
Associate Dean for Library & Technology Services

Otto Kallir and Kurt Valentin – Bridges from the Reich,

Bridges from the Reich: The Importance of Emigré Art Dealers as Reflected in the Case Studies of Otto Kallir and Kurt Valentin by Jonathan Petropoulos (Claremont McKenna College)

Working paper Petropolous Valentin – Kallir Vienna 2009

This is the draft for the lecture given at the Viennese Conference

Hitler’s Europe:

New Perspectives on Occupation

Tuesday, 10 November 2009

14.00 Panel III: Looting and Exploitation in Nazi-occupied Europe

Terezin Declaration

Upon the invitation of the Prime Minister of the Czech Republic we the representatives of 46 states listed below met this day, June 30, 2009 in Terezin, where thousands of European Jews and other victims of Nazi persecution died or were sent to death camps during World War II. We participated in the Prague Holocaust Era Assets Conference organized by the Czech Republic and its partners in Prague and Terezin from 26-30 June 2009, discussed together with experts and non-governmental organization (NGO) representatives important issues such as Welfare of Holocaust (Shoah) Survivors and other Victims of Nazi Persecution, Immovable Property, Jewish Cemeteries and Burial Sites, Nazi-Confiscated and Looted Art, Judaica and Jewish Cultural Property, Archival Materials, and Education, Remembrance, Research and Memorial Sites.

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2009 07 08 Terezin Declaration

Nazi Looted Art in U.S. Museums: Amb. Stuart Eizenstat’s Call for a US Commission

This article is cross-posted (see  Copyright Litigation Blog by Raymond Dowd)

eizenstatAmbassador Stuart E. Eizenstat was appointed by Secretary of State Hillary Clinton to lead a delegation to the Prague Conference on Holocaust-Era Assets. Eizenstat was the principle architect of the 1999 Washington Conference on the same topic. He authored the book Imperfect Justice and has been instrumental in achieving international solutions that afford restitution to Holocaust victims.
In the PBS video linked to below, Eizenstat calls for the U.S. to create a commission of experts to rule on ownership issues and decries U.S. museums that are asserting “technical defenses” such as statutes of limitations against Holocaust victims and their heirs.
Check out http://www.pbs.org/newshour/art/blog/2009/07/conversation-stuart-eizenstat.html

For the full text of what came out of the Prague Conference, known as the Terezin Declaration, click here

1938 04 27 Property Declarations by Fritz and Lilly Grünbaum

The Asset declarations (VA) were collected by the Jewish Property Declaration Office (VVSt.)

downloadJewish Property Declaration Lilly und Fritz Grünbaum (german).pdf

Jewish Property Declaration (translated).pdf

Fritz Grunbaums Jewish Property Declarations were filed by Lily Grunbaum under power of attorney.  Six declarations were filed from July, 1938 through June 30, 1939.

The last time the art collection was declared had been June 30, 1939 – almost a year after Mathilde Lukacs left Vienna

When Lilly Grünbaum died in December 1942, nothing was left.